„Wenn Du morgens die Snooze Taste benutzt, verlierst Du vier Stunden am Tag!“
Diesen Satz hat mir neulich mein Mann morgens an den Kopf geschleudert.
Ich habe ihn nur ausgelacht und gesagt: „Ja klar! Sonst noch was?“
Und habe zum 4. Mal die Snooze Taste gedrückt. Das mache ich jeden Morgen so.
Seit einigen Jahren auch mit dem befreiten Gefühl: yes, das ist genau meine Art und Weise, aufzuwachen und bestmöglich in den Tag zu kommen.
Ich finde solche Aussagen wie oben schlicht und einfach gewalttätig.
Mein Mann hatte diese Erkenntnis von einer Veranstaltung mitgebracht, in der es um Lebensenergie ging. Aber nicht Lebensenergie um der Lebensenergie willen, sondern um das Optimum aus mir heraus zu holen. Motto: höher, schneller, weiter. Immer besser und bester.
Oder landläufig auch Selbstoptimierung genannt.
Ich finde solche Aussagen gewalttätig, weil sie mir ein Konzept aufdrücken.
Ein Konzept, dass sich jemand erdacht hat, der mich überhaupt nicht kennt und meint, er wüsste besser als ich, was gut für mich ist.
Finde ich komisch.
Die Menschen lieben Konzepte. Ich verstehe das. Sie vermitteln irgendwie Sicherheit. Sie geben Orientierung. Sie sagen einem, was man zu tun hat.
Als Juristin bin ich Konzept-Expertin. Die Rechtswissenschaft ist ein einziges Konzept.
ABER: Der Jurist weiß, es kommt immer auf den Einzelfall drauf an.
Konzept hin oder her, es ist bitte schön zu prüfen, ob es auch wirklich auf den gerade zu beurteilenden Einzelfall passt.
Wie gesagt: es kommt auf den Einzelfall drauf an.
Dieser Grundsatz war und ist einer meiner Lieblingsgrundsätze.
Du, ich, wir alle sind wundervolle, einzigartige Einzelfälle.
Wie schön ist das denn?
Und damit sind wir beim Thema, warum die Potenzialentfaltung uns Frauen schneller auf das nächste Level bringt als mühsame Selbstoptimierung.
Und den vier Gründen, die dieser Erkenntnis zu Grunde liegen.
#1 Grund: Frauen sind schon das Optimum
Oha, ganz schön selbstbewusste Aussage, sehr liebevoll gemeint.
Und sie hat einen wissenschaftlich belegten Hintergrund.
Ich verstehe das Bedürfnis der Menschen nach Konzepten. Ich verstehe vor allem ihr Bedürfnis nach Sicherheit und Orientierung. Ich habe dieses Bedürfnis auch. Selbstverständlich.
Nur ich bin eine Frau. Das „Snooze-Tasten Konzept“ hat ein Mann vertreten. Um sich selbst zu optimieren. Das ist völlig okay.
Vera Birkenbihl, eine der smartesten Hirnforscherinnen, wie ich finde, sagt folgendes über Männer und Frauen:
Männer orientieren sich im Rudel. Sie brauchen einen Anführer. Und diesem Anführer eifern sie nach. Sie optimieren sich also in seine Richtung.
Frauen sind selbst-orientiert. Sie agieren in der jeweiligen Situation und finden so zu sagen „vor Ort“, was sie brauchen.
Sie finden in sich, was sie für ihre Orientierung brauchen.
Die wichtige Erkenntnis also: Frauen brauchen eigentlich niemanden, der ihnen sagt, was sie zu tun haben. Sie brauchen kein „Fremd-Konzept“, um zu wissen, was sie zu tun haben und was gut für sie ist.
Das ist sehr wichtig, sich das bewusst zu machen. Denn dann ist Frau ohne Umwege gleich da, wo sie eigentlich hin will.
Wir Frauen haben das nur verlernt. Denn sind wir ehrlich, die Männer sind überall, in allen Bereichen noch immer tonangebend. Und sie verkaufen uns ihre Konzepte. Wir Frauen haben verlernt, uns selbst überhaupt zu hören.
Ich drücke jeden Morgen mit großem Vergnügen die Snooze Taste. Denn ich bin kein Morgenmensch und mein System braucht sehr lange, um hochzufahren.
Aber ich habe lange, sehr lange gebraucht, die Snooze Taste mit Vergnügen zu drücken. Denn ich habe noch nie dem in unseren Breiten herrschenden Konzept „Morgen Stund hat Gold im Mund“ entsprochen. Das hat mich schwer schuldig gemacht.
Es waren medizinische Konzepte, die mich nach vielen Jahren endlich „freigesprochen“ haben, weil sie mir die Rechtfertigung geliefert haben, dass ich so bin wie ich bin.
Aber am Ende haben sie mir eben auch nur das erklärt und gerechtfertigt, was ich sowieso schon von klein auf wusste: ich bin KEIN Morgenmensch. Ich bin Nachtmensch.
Und dass ich mit Vergnügen die Snooze-Taste drücke, das hat einfach damit zu tun, dass ich gelernt habe, wirklich auf mich und mein inneres, zu 100% zuverlässiges Wissen zu vertrauen. Und damit alles zu gewinnen und nichts zu verlieren.
#2 Grund: Frauen sind besser
Die Zahlen sind schnell aufgezählt und sie sprechen eine deutliche Sprache:
Frauen haben die besseren Abschlüsse, aber die Männer sind nach wie vor die Chefs.
Gerade mal 9 Prozent machen die Frauen in den Vorstandsetagen aus. Bei den Unternehmerinnen sieht das Zahlenverhältnis nicht wesentlich besser aus. Hat die Albright Stiftung alles schön detailliert aufgelistet.
Und kennst Du das auch? Dieser Gedanke oder noch besser dieser Glaube, wenn ich mich noch weiter qualifiziere, hier noch ein Zertifikat hole und dort noch in eine teure Weiterbildung investiere, dann klappt es. Dann hole ich mir endlich den Erfolg, auf den ich schon so lange hinarbeite?
Und jetzt stell Dir mal vor, Du sitzt in wichtigen Verhandlungen. Auftrags-, Job- oder Projektverhandlungen. Oder mit Investoren oder Bankern zusammen.
Eine Freundin aus der Finanzbranche hat mir verraten, dass sowohl für die Banker als auch für die Investoren die Zahlen, Daten und Fakten selbstverständlich sind.
Aber wenn es um die Entscheidung geht, wer kriegt das Geld, interessiert sie vor allem eines: Haben die Menschen das Standing, ihr Vorhaben auch durchzuziehen? Bringen sie es persönlich?
Also die Lage ist eigentlich klar: wenn ich an der entscheidenden Stelle in der Verhandlung nicht mit dem entsprechenden Standing auftrete, bekomme ich nicht, was ich will.
Nach den zahlreichen internationalen Regierungsverhandlungen, die ich geführt habe, kann ich Dir versichern, das ist so.
Meine zahlreichen Qualifikationen ja nicht mal meine Position hätten das Standing ersetzen können, welches nötig war, um zu erreichen, was ich erreichen wollte.
Also wovon rede ich hier gerade:
Frauen haben die besseren Abschlüsse, aber so viele sind permanent damit beschäftigt, sich noch weiter zu qualifizieren.
Sie tappen in die Qualifikationsfalle, wie ich das nenne. In eine üble Selbstoptimierungsfalle.
Und warum ist das so übel?
Jede Weiterbildung, jeder neue Abschluss kostet Dich Zeit, Kraft, Nerven und Geld.
Kraft, Nerven und Geld kann man zur Not irgendwie noch wieder reinholen.
Zeit aber ist unser aller kostbarstes Gut. Sie ist unbezahlbar und sollte als Ressource nicht verschwendet werden.
Männer werden, so wie es Headhunter sagen, nach ihren Potenzialen bewertet und machen dann ihren Weg. Nach oben.
Was würde Dir also den Weg nach oben einfach ermöglichen?
Genau … nicht Selbstoptimierung sondern Potenzialentfaltung.
Und ein letztes noch zu diesem Punkt: der Wunsch oder vielleicht auch der Druck zur Selbstoptimierung entspringt in der Regel aus Unsicherheit. Der Unsicherheit, nicht zu genügen, nicht gut genug zu sein.
Diese Idee der weiteren Qualifikation, des weiteren Zertifikats verspricht uns eine vermeintliche Sicherheit. Die vermeintliche Sicherheit, etwas getan zu haben, besser geworden zu sein. Am Ende endlich gut genug zu sein.
Aber das ist nur eine vermeintliche Sicherheit.
Denn der Druck darunter, nicht zu genügen, nicht gut genug zu sein, der wird bleiben. Und nach jeder weiteren Qualifikation wieder mit aller Macht vorstellig werden.
#3 Grund: Erfolg beginnt mit Entspannung
Und damit sind wir beim dritten wichtigen Punkt, warum Dich als Frau die Entfaltung Deiner Potenziale schneller auf das nächste Level bringt als mühsame Selbstoptimierung.
Ich bzw. Vera Birkenbihl hat es schon gesagt: Frauen sind selbst-referenziell.
Die Schauspielerin Meryl Streep, eine der erfolgreichsten Frauen dieser Welt, drückt es so aus:
„Nimm Dein Herz mit zur Arbeit.“
Und dann sagt sie weiter:
„Was am Ende des Tags zählt ist, was Du fühlst. Nicht, was Dir Deine Mama sagt; nicht, was Dir eine andere Schauspielerin sagt; nicht, was jeder zu Dir gesagt hat, sondern diese kleine latente Stimme in Deinem Inneren.“
Wow. Was heißt das genau?
Es heißt: gehe nach Innen. Und finde.
Höre zu, dieser kleinen latenten Stimme in Deinem Inneren. Denn sie weiß.
Die Wissenschaft sagt: Erfolg beginnt im Innen.
Es wird sich im Außen nur manifestieren, was Du im Innen für Dich erkannt und dann kreiert hast.
Es kann sich im Außen nur manifestieren, was aus Dir heraus entsteht.
Aus Deiner Inneren Stimme wird also erblühen und erwachsen, was Potenzial zutiefst bedeutet: „Macht und Kraft und Leistung“.
Aber diese kleine latente Stimme können wir nur hören, wenn wir entspannen, wenn wir zur Ruhe kommen, wenn wir loslassen.
Stelle Dir einen Muskel vor.
Bei der Selbstoptimierung trainierst Du einen Muskel, der eigentlich verspannt ist. Das ist ganz schön schmerzhaft, mit einem verspannten Muskel einfach immer weiter zu machen.
Aber genau das tust Du, denn wie schon beschrieben, erfolgt die Selbstoptimierung aus einem Zustand der Anspannung, aus einem Gefühl des Nicht-Genügens.
Bei der Potenzialentfaltung geht es darum, den Muskel zu entspannen.
Noch einmal: Deine Potenziale zu leben, heißt, Deine Kraft und Deine Macht einfach zu entfalten.
Echte Kraft und Macht kommen aus der Entspannung, so wie auch nur ein entspannter Muskel zur besten Leistung in der Lage ist.
#4 Grund: Deine Potenziale sind schon von Geburt an in Dir
Und damit sind wir beim vierten und wichtigsten Punkt.
Deine Potenziale sind schon von Geburt an in Dir. Da muss eigentlich nichts mehr optimiert werden, sondern diese Potenziale müssen sozusagen lediglich gehoben werden.
Und das meine ich sehr ernst.
Denn es gibt etwas, das uns allen gemein ist: archetypische Grundmuster.
Wir werden praktisch in diese archetypischen Grundmuster hinein geboren, weil sie unsere ganze Menschheit als eine Art psychische Strukturdominante mit bestimmen.
Eines dieser archetypischen Grundmuster, die alle Kulturen unserer Welt prägen, ist der Archetyp der Heldin und des Helden.
Wir alle tragen dieses Potenzial der Heldin in uns und dieser Archetyp ist seit Menschengedenken das Erfolgsprinzip, um unsere Potenziale zu entfalten.
Es geht tatsächlich nur darum, uns dieses Heldinnen-Potenzial wieder bewusst zu machen und aktiv zu leben. Und so mit viel mehr Leichtigkeit unsere Erfolge zu erreichen und auf das nächste Level zu kommen.
Wie einfach das geht … dazu ein andermal mehr.